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wenn Musik und Jazz dich packt....

Oft habe ich mich gefragt, was mich dem am Jazz so faziniert. Da stellen sich viele Fragen.  Ist es die Befriedigung beim hören oder spielen? Ist es das zerstörerische oft zerfetzende in Frage stellende? Ist es das Nicht's sagende?  Ist es Harmonie?  Ist Jazz Kunst?

Oscar Peterson schrieb in seinen Memoiren den Satz: "Totale Befriedigung existiert nur im Ohr des Hörers". 

Das ergibt eine neue Frage:" In wie weit ist Jazz-und Bandarbeit befriedigend?"

Idealerweise entsteht Zufriedenheit, wenn der Musiker und der Zuhörer in einen konsensualen Zustand geraten.Wenn ich also während eines Auftritts, angetrieben durch die Musik, Gefühle kommuniziere und diese vom Publikum geteilt würden, dann wäre das so ein Moment des Glücks. 

Aber auch schon während der Proben, sind Momente vorhanden, die einen als Musiker absolut glücklich machen. Bei drei Stunden Probe kann es vielleicht einmal eine oder 2 Minuten sein,in denen alles stimmt. Das ist pures Glück. Es ist befriedigend. Das ist der Momnet in dem Jazz dich packt.

Schlüsselerfahrungen aus der Kindheit bestimmen den Weg

Es gibt eine Studie die besagt:"Wie man musikalisch, aber auch sonst beeinflusst wird, hängt von Schlüsselerfahrungen in der frühesten Kindheit ab. Das sind emotionale und physikalische Erlebnisse, die zeitlebens in dir bleiben. Sie können lustvoll, aber auch schmerzhaft sein". Ich denke häufig, dass es der Schmerz ist,der uns verbindet - und Musik kann diesem Schmerz auf sehr schöne Weise Ausdruck verleihen.

Saxofonist Charles Lloyd sagte, er habe noch immer nicht den Sound, den er in sich höre.

So lange wie ich musiziere spüre ich eben diesem Phänomen nach.Ich kämpfe stets darum, etwas auszudrücken,was ich eigentlich noch nicht ausdrücken kann.Die menschliche Vorstellungskraft ist immer größer als die konkrete Kunstschöpfung.In der Musik kommt das Paradoxon dazu, dass man auch durch sein Instrument limitiert ist.Das Klavier etwa kann Töne nicht unendlich halten wie Stimmen oder Blasinstrumente.
Also sucht man immer nach Möglichkeiten, das zu kompensieren.In der Vergeblichkeit solcher Versuche entsteht dann so etwas wie ein schöner Moment des Scheiterns.Da gibt es dann oft Erlebnisse und Erfahrungen in unterschiedlichen Bands.Es finden Proben und Auftritte statt,bei denen rein vom Gefühl alles stimmt,dann wiederum Tage an denen man meint,man hätte noch nie gemeinsam musiziert.

Ich hatte Momente in denen ich beim trommeln Stimmen und Klänge erzeugte, die so berauschend waren das ich meinte ich würde Jazz verstehen, als ich sie jedoch zusammen mit der Band spielte,hatte Sie keine Wirkung mehr.Leerer unerfüllter Raum und absolut unbefriedigend.

Auch ist es oft so,du hörst im Auto eine CD von Tower of Power,merkst dir den Groove, kommst in den Proberaum und spielst Ihn, Gitarrist,Bass und Pianist stimmen ein und jeder ist bemüht Ihn auf seine Art zu verstehen und zu begleiten, es wird aber etwas völlig anderes daraus. Es kann sein, das bei Dir selbst, nichts passsiert, es dich vollkommen abtörnt und du sogar deine eben noch gute Laune verlierst.

Jazz braucht Toleranz und Autorität

Wenn man eine bestimmte  Ausdrucksklasse erreichen will braucht es Toleranz und Autorität im Jazz. Es mag an unserer Gesellschaft liegen und wie man mit Kritik umgeht (gilt nur für Amateure und Semiprofis), aber es gibt immer weniger Musiker die bereit sind für eine gute Jazzband über einen längeren Zeitraum konsequent zu arbeiten.


Der Kopf ist voll mit allem, was man überall an Gutem und Perfekten kennt und gehört hat, aber nicht verbunden mit dem Willen, ernsthaft dafür an sich zu arbeiten um das zu erreichen. Dabei ist das gar nicht so schwer, denn vieles kommt über die Routine. Hat man Routinen erreicht, fängt der Spaß ja erst an und trotzdem braucht alles ein wenig Ordnung und Disziplin und eine Autorität in einer Band, sonst führt der Weg in die Leere.

Pause oder Stille im Jazz. Besonderes Stilelement?

Pausen sind nicht nur Stilelement sondern zwingend erforderlich. Die Pause ist gewiss ebenso ausdrucksvoll wie das Spielen von Noten, sie wird also mitgedacht,beim Spiel wie beim Komponieren.


Miles Davis  der ganz offensichtlich viel darüber nachgedacht hat prägte ein Stück weit mein Hören. Bei ihm entdeckte ich das Nichts zwischen den Noten und wie er damit experimentiert hat. Stille als Baustoff seiner ganz speziellen Architektur. Aber nicht nur die Stille, sondern auch die ganz besonders leisen Töne in seinen Konzerten.

Er hat in einem Konzert in Holland so leise gespielt, das sich niemand mehr getraut hat zu hüsteln,weil er sonst nicht hören konnte  was die Band gespielt hat.

Was geht im Kopf vor während ich spiele ?

Das kommt darauf an, ob ich übe oder auftrete. Das Ãœben ist eine eher abstrakter Prozess in dem ich mich schwer tue,vor allem hinsichtlich Selbstkritik. Wenn ich auftrete, findet dieser selbstkritische Dialog mit mir selbst erst nach dem Konzert statt. Wenn ich spiele, denke ich nicht viel, sondern höre und kommuniziere mit den Mitmusikern.

Improvisationen gehören zum Jazz wie das Salz in der Suppe. Muß deshalb jedes Band Mitglied einr Jazzband in jedem Stück eine Improvistation oder ein Solo spielen? Eher nein. 

Ich mag als Zuhörer lange Soli überhaupt nicht. Sie törnen mich eher ab. Herbie Hancock- oder Dave Weckel z.B. machten mich manchmal gar müde, wenn sie improvisierten.  Oft empfand ich das als technisches Gebrabbel, auf das ich keinen Wert lege.  Ich kann mich gut an ein Chick Corea  Konzert auf dem Jazzfestival in den Haag erinnern, da bin kurz  eingeschlafen vor Ãœberlastung und habe vorzeitig den klimatisierten Saal verlassen, weil ich einfach nicht mehr konnte.

Eigene Stücke und Kompositionen

 

Es sind alle prinzipiellen Statements gemacht, also muß ich meinen Senf nicht dazugeben. Nehmen wir als Analogie das Fertigen eines Ölgemäldes: ich muss das Etwas nicht mehr aus dem Nichts schaffen,es geht vielmehr um einen Prozess des Ausfeilens.


Die guten Jazz Musiker sind Meister des Raffinements. Leute wie Joe Lovano, Mark Turner oder Bill Evans haben ihr eigenes Vokabular.

Für mich gilt da eher- Ich muss noch sehr viel arbeiten um mein eigenes Vokabular,so ansprechend zu gestalten, das es verstanden wird.

 Vielleicht mache ich mir dann noch einmal Gedanken über meine Kompositionen. Bis dahin sind noch viele Stücke zu spielen und zu interpretieren aus einem schier unerschöpflichen Repertoire des Jazz, aber auch anderer Musikgenres.

So bleibt mein Fazit: "Hat er dich einmal gepackt  der Jazz, ob als Hörer oder Spieler, dann ist es eine Faszination sondergleichen."