Kann ein Kuss ein Leben verändern?
Aufschreiben ist gut. Womit fange ich an? Die erste Frage die sich mir in meinen Überlegungen stellte war: "Kann ein Kuss ein Leben verändern?" Die zweite:"Kann ein Blick ein Leben verändern?"
Ja. Bereits der erste Kuss hat mich für mein ganzes Leben geprägt und hat es verändert. Ein tiefer Blick in die Augen einiger Frauen, genügte in meinem Leben und danach hat sich meine Welt verändert.
Ist das wahr, das ist ja eigentlich ein Drama ? Nein kein Drama sondern es waren ja viele Jahre. Aber zurück zum ersten Kuß. Was war das für eine zarte Pflanze. Der Erste. Und wie schön war die erste große Liebe und der Blick in die wohl tiefsten blauen Augen im Universum. Momente in denen du vergehst.
Was waren das alles für herrliche Augenblicke in meinem Leben. Und je länger ich darüber nachdachte, um so deutlicher wurde mir, wie die Liebe, mich und mein Leben verändert hatte. Wie schön das ich sie tief drinnen bewahrt habe und jetzt noch einmal erleben kann.
Es waren immer die Momente, in denen ich mich gefunden habe und die mein weiteres Leben geprägt haben.
Mein Blick in den kommenden Morgen, brachte auch die Überlegung mit sich, das sollte doch eigentlich ein Thema für mein Blog, für mein Tagebuch sein. Im Blog schreibe ich ja viele meiner Gedanken, Gefühle und Erlebnisse auf. Ich gestehe, jedoch nur wenig ganz Persönliches. Öffentlich über die Liebe schreiben,seine Geschichte erzählen ist nicht ganz einfach und so habe ich mich entschlossen, das hier in einem kleinen Buch zusammen zu fassen.
Zurück in die Jugend
Meine Gedanken führten mich an diesem Morgen weit zurück in die Vergangenheit. In meine Jugend. In die Tage meiner ersten großen Liebe. „Wer möchte denn bitteschön deine Erlebnisse aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts lesen?“ dachte ich. “Ach komm lass es”, sagte ich vor mich hin.
Die Liebe hat sich in den Jahrhunderten doch nie verändert. Die hat halt jeder von uns erfahren. Wohl wahr. Doch im gleichen Atemzug wird mir bewusst, dass sich die Welt, meine Welt, in den letzten 46 Jahren unglaublich verändert hat. Das mein Sohn heute eine ganz andere Gegenwart und eine andere Welt erlebt als ich.
Durch meine tägliche Arbeit mit den Medien, die Veränderung der TV Landschaft und des Kino. Das Internet mit seinen Medien Kanälen, das alle hat ein unglaubliches Tempo in diesen Tagen. Bei unseren Kindern hat sich bereits viel früher, als in unserer Jugend, ein unglaubliches Wissen angehäuft. Meine Kinder hatten zum Beispiel immer einen persönlichen Berater in Lebensfragen und sie bekommen vieles, breits in der Schule und durch Kinder- und Jugendsendungen wie KIKA, oder “Wissen mach AAhh” erklärt.
Ich dagegen habe in meiner Jugend bis zum 17. Lebensjahr in keinem Kino gesessen,oder einen Film wie ” E-Mail an Dich” gesehen. Ich habe nicht bei “Stadt der Engel”, Rotz und Wasser geheult und die mögliche Tiefe der Liebe, durch die Emotionen eines Buches, oder eines Films im TV erleben können.
Ich hatte keine Eltern mit denen ich über meine Gefühle sprechen konnte. Die haben das zwar immer gesagt, du kannst mit uns über alles reden, aber wirklich zu meinen Gunsten verlief das nie. Meiner Mutter habe ich schon mit dreizehn Jahren nicht mehr vertraut, weil ich das Gefühl hatte, sie will mich nur aushorchen. Und das möchte ich ohne einen Vorwurf erwähnen, denn diese Generation ging auch nicht aus sich heraus. Dazu später mehr im Kapitel Mutterliebe.
Zart besaitet, aber sehr wild aufgewachsen
Ich war zart besaitet. Aufgewachsen als ein Kind der Straße. Unser Spielplatz war die Straße. Autos konnte man in diesen Zeiten an einer Hand abzählen und große Teile der Stadt waren noch Wildnis. Heute sagt man „lost places“ , zu den Plätzen die uns als Abenteuerspielplatz in der Nachkriegszeit dienten. Überwiegend bin ich eher dörflich, mit viel wilder Natur im Umfeld, als in einer Großstadt aufgewachsen. Obwohl Wuppertal keine Kleinstadt war. Diese Baulücken die es damals gab in Barmen gab, kennen viele von euch sicher auch aus anderen Städten. Die wurden erst Mitte der 60er Jahre bebaut. Und 1965 wohnten wir dann in der Siedlung beim Schloß Lüntenbeck in Vohwinkel. Wald. Wald. Steinbrüche. Teiche. Bäche. Wildwest.
“Ihr Sohn ist eine verwilderte Existenz”, sagte mein Mathematiklehrer am Gymnasium damals zu meiner Mutter, “Sie müssen ihn zügeln. Wohl wahr, er hatte Recht der Mann.Ich war recht Entdeckungslustig und dabei passierte halt auch einiges.
Ich lernte als kleines Kind alles in Echtzeit. Ohne jegliche Vorbereitung. Fiel oft einfach hinein ins kalte Wasser. Fischteiche und Bäche hatten eine magische Anziehungskraft auf mich. Du kannst ja meine Mutter fragen. Und marschierte mit triefenden Klamotten, oft frierend mit klappernden Zähnen, aber tief zufrieden und glücklich nach Hause. In gleichgültiger Erwartung einer ordentlichen Tracht Prügel. Die war für nasse und dreckige Klamotten jener Zeit obsolet. Meine Eltern machten sich nie Sorgen darüber, das ich auf meinen Ausflügen in die Welt, hätte ertrinken können. Sie wussten ja noch nicht einmal wo wir uns bewegten. An dieser Stelle überkommt mich das Lachen. Hätten die gewusst wo wir uns herum trieben, die wären vor Angst gestorben. Für mich war es Gold. Pures Kinderglück. Hach!
Angst vor dem herunter sausenden Holzkochlöffel auf mein Hinterteil, oder einen donnernde Ohrfeige hatte ich nie. Ich hatte Hornhaut auf dem Hintern und es war mir angesichts meiner Entdeckungen der Welt, ziemlich egal. Das mit der Haue kam oft vor, aber der Schmerz war immer flott vorüber.
Diese Gedanken. Ich muss schon wieder lachen. Ihr wisst was ich meine, wenn die Birne auf Touren kommt und man es kaum bremsen kann. Die Gedanken an die verwegenen Taten der Jugend. Und schon in meiner Kindheit machte ich auch die erste Erfahrung in Sachen Küssen und Liebe.
Warum zum Teufel hast du das nie aufgeschrieben?
Mein Hirn war jetzt im Vorwärtsgang. He, dachte ich, das ist eine echt gute Frage. Warum hast du es nicht gemacht? Auf der Suche nach einer Erklärung fand ich zuerst keinen Zugang in meinem Gedächtnis.